Der Burgverein Reichenbach e.V.
Hessisch Lichtenau trauert um seinen Ehrenvorsitzenden, Dr. med. Ernst Froelich,
der am 22.12.2001 in seiner Geburtsstadt Kassel verstorben ist.
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Der Burgverein und die Region
Hessisch Lichtenau verlieren mit Dr. Ernst Froelich einen Heimathistoriker von
hohem Rang.
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Der Burgverein ist ein
wichtiger Teil seines Lebenswerkes. Ein Vierteljahrhundert führte er den Verein
mit großem Engagement und Kompetenz. In den letzten Jahren blieb er als
Ehrenvorsitzender dem Verein als Ratgeber und Förderer eng verbunden.
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Die von ihm initiierten und auf
den Weg gebrachten Projekte sind Verpflichtung. Der Burgverein wird diese
Arbeiten in seinem Sinne weiterführen.
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Seine große Liebe galt der
Geschichte. Besonderes Augenmerk legte er immer wieder auf seine Geburtsstadt
Kassel, seine zweite Heimat Fürstenhagen, Hessisch Lichtenau mit seinen
Dörfern - und vor allem auch auf Reichenbach mit seiner frühmittelalterlichen
Bedeutung.
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Dr. Ernst Froelich stellte sich
trotz seiner vielfältigen beruflichen und ehrenamtlichen Verpflichtungen sofort
zur Verfügung als es den dringend notwendig gewordenen Burgverein zu gründen
galt und übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden.
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Es war für ihn eine Pflicht
und Ehre zugleich, den letzten steinernen Zeugen der einst bedeutsamen Burg
Reichenbach, den Bergfried, für die Nachwelt zu retten.
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Aber es war nicht nur das
Denkmal aus Stein, was es zu erhalten gab. Dr. Ernst Froelich sah mit dem
Burgverein auch die Chance, alles das zu bewahren, was Geschichte, Lebensform
und Brauchtum der Bevölkerung sowie die Eigentümlichkeiten der Naturlandschaft
in den Ämtern Reichenbach und Hessisch Lichtenau geprägt oder beeinflusst hat.
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Es war ihm wichtig, all dies
für die Nachwelt zu dokumentieren. Deshalb gründete er 1984 den Ernst Froelich
Verlag, dessen wesentliche Aufgabe darin bestand, die "Reichenbacher
Blätter" herauszugeben. Diese sind bisher acht Mal erschienen und haben
über die Region große Anerkennung erfahren. Dr. Ernst Froelich trug selbst mit
einer Vielzahl von Beiträgen wesentlich zum Niveau dieser Reihe bei.
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Es schien wie eine Fügung des
Schicksals, daß während seiner Zeit als Vorsitzender die Universität Marburg
drei Lehrgrabungen im Außenbereich der Deutschordens- und Klosterkirche
Reichenbach durchführte und großartige wissenschaftliche Ergebnisse
hervorbrachte.
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Mit großer Begeisterung
unterstütze Dr. Ernst Froelich das Grabungsteam privat, in seiner Funktion
als Chefarzt des Krankenhauses Fürstenhagen und als Vorsitzender des
Burgvereins.
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Danach reifte in ihm auch der
Gedanke, den leerstehenden fränkischen Zweiseithof, neben dem Grabungsfeld,
"Sippelscher Hof" genannt, für den Burgverein zu erwerben. Zunächst
diente dieses alte Haus den Studenten als festes Quartier während der
Grabungen. Mitte der 70iger Jahre begann die Sicherstellung des Hauses mit
Fassaden- und Dachsanierung. Dazu führte Dr. Ernst Froelich 1984 in den Reichenbachern
Blättern aus:
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"Wie im Anfang, als der
Sippelsche Hof vom Burgverein erworben wurde, so wird auch jetzt noch manch
einer vor den gestellten und aufgezeigten Arbeiten zurückschrecken. Anfänglich
war dies wohl auch im Hinblick auf den "Zustand" des übernommenen
Sippelschen Hofes erklärlich. Doch jetzt, wo sich bereits zeigt, was in den
letzten Jahren und besonders in allerneuester Zeit mit entsprechender
Initiative, Idealismus und Arbeit verwirklicht und geleistet wurde, kann der
weiteren Entwicklung eigentlich nur noch mit Optimismus entgegengesehen
werden."
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Dieser Optimismus des Dr. Ernst
Froelich war es, der alle Mitarbeiter beflügelte, um den von unseren Kritikern
nie für möglich gehaltenen Ausbau voranzutreiben. Ernst Froelich hat
wesentliche Teile seiner Ziele in Reichenbach realisiert gesehen. Wichtig war
ihm vor allem das Haus als Kommunikationszentrum für Regionalgeschichte mit
musealer Abteilung auszubauen.
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Die seit Jahren mit großem
Erfolg laufende Vortragsreihe hat er selbst bis in die jüngste Vergangenheit
durch seine Beiträge aus der Regionalgeschichte wesentlich bereichert. Dr.
Ernst Froelich zog die Leute mit seinen Vorträgen in seinen Bann. Sein
ausgezeichnetes Wissen, seine gediegene Ausdrucksweise verbunden mir der ihm
eigenen Mimik und Gestik bleiben unvergessen.
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Sein Wunsch, die
Ausgrabungsergebnisse des Marburger Instituts transparenter zu machen wurde in
Karte, Wort und Bild mit vielen Exponaten im Obergeschoß des Hauptgebäudes
verwirklicht. Mit all diesen Bausteinen hat sein Projekt "Sippelscher
Hof" längst Gestalt angenommen.
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Er freute sich über die vielen
Besucher, die jährlich nach Reichenbach kamen, besonders aber immer wieder
über Schulklassen, Studenten und Wissenschaftler.
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Im September 2001
stellte er bei seinem letzten Besuch zu Recht stolz den Sippelschen Hof und die
Deutschordenkirche Trierer Geschichtsprofessoren vor. Aus dem angekündigten
Kurzbesuch in Reichenbach wurde ein fast zweistündiges Symposium unter seiner
Leitung über die frühmittelalterliche Bedeutung des Ortes und die
Möglichkeit, die gewonnen Kenntnisse museumsdidaktisch zu verwerten.
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Dr. Ernst Froelich unterstütze
alle Aktivitäten des Burgvereins in liebevoller Hingabe, so auch die Arbeit der
Lichtenau- Forschung, die gemeinsam mit unseren Freunden aus Lichtenau in
Westfalen alles sammelt, was es bislang über 36 Orte mit dem Namen Lichtenau auf
dem Globus gibt.
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Dr. Ernst Froelich war offen
für alle Menschen. So interessierte ihn vor allem auch die Freundschaft zu den
Lichtenauern.
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Besonders verbunden blieb er
bis zum Schluß Lichtenau in Westfalen, wo er als gern gesehener Gast mit seiner
Anwesenheit und beeindruckenden Grußworten Veranstaltungen und Ausstellungen bereicherte.
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